Hamburg (ots) –
Die Schule sollte ein Ort sein, an dem die Kinder Zusammenhalt und Selbstvertrauen lernen – doch im Schulalltag sieht es mit dem sozialen Miteinander oft nicht gut aus. Um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und jeder einzelnen Schülerin und jedem einzelnen Schüler mehr Selbstbewusstsein zu geben, hat Patrick Decavele mit „Wir bewegen Schule“ eine Kombination aus Tanzevent und Sozialtraining entwickelt, mit der er Spaß und Bewegung in die Schulen bringt. Hier erfahren Sie, warum das Projekt Schultanzwoche wirklich alle Schüler begeistert und für einen respektvollen Umgang sorgt.
Ausgrenzung und Mobbing sind an den Schulen ein großes Thema: Die betroffenen Kinder fühlen sich im Stich gelassen und isoliert. Manche verlieren den Glauben an sich selbst, andere reagieren mit Frust und Aggression. Das alles führt zu schlechteren Leistungen und zu Verhaltensauffälligkeiten. „Die Lehrerinnen und Lehrer geben sich große Mühe, für Zusammenhalt und Anerkennung zu sorgen, doch sie können die Probleme neben dem Fachunterricht unmöglich umfassend lösen. Bei allem Engagement fehlt es schlicht an der Zeit, jedem Kind gerecht zu werden und ihm die emotionale Sicherheit zu geben, die es für eine gesunde Entwicklung braucht. „Die zunehmende Diversität in den Klassen, sei es durch kulturelle und sprachliche Vielfalt, Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedürfnissen, unterschiedliche Bildungserfahrungen oder andere Merkmale, macht die Situation oft sehr herausfordernd. Aber gerade in dieser Vielfalt liegt eine große Chance, voneinander zu lernen“, erklärt Patrick Decavele, Geschäftsführer und leitender Tanzcoach von „Wir bewegen Schule“. „Und ich sage nicht, dass dies leicht ist. Doch häufig machen wir es uns durch unsere Bewertung der Umstände selbst schwerer als nötig.“
„Tanz ist eine universelle Sprache, mit der wir jedes Kind erreichen können – und wenn wir das Tanztraining mit einem Sozialtraining verbinden, stärken wir den Zusammenhalt. Das Schöne dabei ist, dass wir gleichzeitig noch etwas gegen den Bewegungsmangel tun“, fügt Patrick Decavele hinzu. Der ehemalige Profitänzer ist seit mehr als 15 Jahren mit seinem Team an Schulen unterwegs, um das Gemeinschaftsgefühl durch Tanz und soziale Interaktion zu beleben. Die Tanzcoaches erarbeiten mit den Kindern innerhalb einer Woche eine Choreografie, die in einem großen Event vor allen Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern aufgeführt wird. „Wir bewegen Schule“ versteht sich als Partner für die Bildungslandschaft. Wenn es bisher allein um Deutschland ging, ist Österreich gerade hinzugekommen und Patrick Decavele möchte auch die Schweiz einbeziehen. Mehr als 200 Schulen mit insgesamt 35.000 Schülerinnen und Schülern haben sich im vergangenen Jahr für die Tanzwoche entschieden.
Für eine Woche tanzt die ganze Schule
„Es geht uns ganz sicher nicht um die perfekte Choreografie. Das Motto lautet vielmehr: Spaß haben und Zusammenhalt entwickeln“, erklärt Patrick Decavele. „Wir können aber nur Spaß haben, wenn sich alle in der Gruppe wohlfühlen. Und Zusammenhalt entsteht vor allem durch ein respektvolles Miteinander. Wir haben deshalb klare Regeln und die wichtigste besagt, dass wir den anderen zuhören. Diese Regeln gelten natürlich auch für uns und wir greifen sie innerhalb der Woche immer wieder auf, um sie zu reflektieren. Die Kinder sollen sich ausprobieren und die Scheu davor verlieren, ihre eigenen Gefühle zu benennen. Wir bieten damit mehr als ein Tanztraining, es dreht sich darum, gemeinsam ein Ziel zu erreichen.“
Für das Kollegium bedeutet die Tanzwoche einen äußerst geringen Aufwand, weil das Team um Patrick Decavele die gesamte Organisation steuert und die Schule vom ersten Kontakt bis zur Auswertung nach dem Abschlussevent begleitet. Das Training findet in einem leeren Klassenraum statt und dauert pro Gruppe am Tag anderthalb Stunden. Von Montag bis Donnerstag wird geübt, Freitag gibt es eine Generalprobe und die Aufführung vor Publikum, für die die Turnhalle, die Aula oder ein anderer Veranstaltungsraum genutzt werden kann. Wie viele Tanzcoaches im Einsatz sind, hängt von der Größe der Schule ab. Dabei sind die Lehrkräfte herzlich eingeladen, das Training zu beobachten oder auch selbst mitzumachen. Patrick Decavele möchte ganz bewusst nicht nur die Kinder, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer erreichen.
Während des Trainings beschäftigen sich die Kinder mit den Tanzschritten, die ihnen die Coaches beibringen und kreieren letztlich ihren eigenen Tanz. Da das nur in der Gruppe funktioniert, lernen sie gleichzeitig Kommunikation und einen respektvollen Umgang. „Es geht darum, dass alle ihr Bestes geben und die anderen unterstützen“, betont Patrick Decavele. „Niemand wird ausgeschlossen und alle bekommen ein Kompliment. Sozialtrainings, die sich auf Antimobbing und Gewaltprävention konzentrieren, verfolgen meist einen theoretischen Ansatz. Die Verbindung von Tanz und sozialer Interaktion ist dagegen ganz natürlich und die Kinder verstehen von selbst, dass es keine Rolle spielt, wie jemand aussieht, wenn jemand weniger sportlich ist, woher das Kind kommt oder ob es besondere Bedürfnisse hat, zum Beispiel bedingt durch ADHS oder Autismus. Auch körperliche Einschränkungen wie das Sitzen im Rollstuhl sind kein Hindernis. Beim Tanzen zählen der Spaß und die Gemeinschaft – und das können alle miteinander genießen.“
Der große Auftritt
In vielen Schulen bemerken die Lehrerinnen und Lehrer, dass es eine spürbare Entwicklung während der Tanzwoche gibt: Die Kinder kommen mit Freude in die Schule, wobei sich die gute Stimmung auch auf das Kollegium und die Eltern ausweitet. Da ist es kein Wunder, dass die große Aufführung zu einem richtigen Ereignis wird. Die Klassen feuern sich gegenseitig an und alle werden gefeiert. Viele, die dabei waren, sprechen von einer magischen Atmosphäre. „Mit der großen Aufführung übertragen wir das, was wir im Gruppentraining angestoßen haben, auf die gesamte Schule“, sagt Patrick Decavele. „Die Kollegien sind in der Regel begeistert, aber auch überrascht, weil eine Dynamik entsteht, die wirklich alle anspricht und mitreißt.“
Aufgrund zahlreicher Rückmeldungen konnte Patrick Decavele feststellen, dass die Schulen über einen längeren Zeitraum von der Energie und dem Zusammenhalt profitieren. Bei einer weiteren Tanzwoche legen die meisten von ihnen das Projekt an den Anfang oder die Mitte des Schuljahres, um möglichst viel Schwung für die nächsten Monate mitzunehmen. Patrick Decavele gibt ihnen aber auch Konzepte für Bewegungspausen und bewegten Unterricht mit, sodass die Lehrerinnen und Lehrer das Thema bis zur nächsten Tanzwoche vorantreiben können.
Ein Profitänzer geht in die Schule
Vor über 20 Jahren kam Patrick Decavele zum ersten Mal in Kontakt mit Projekten, die künstlerische Ausdrucksformen in die Schulen brachten. „Ich führte damals gemeinsam mit meinem ältesten Bruder eine Tanzschule – er war es auch, der mich damals zum Tanzen brachte“, berichtet Patrick Decavele. Durch einen Zufall wurde er dann zu einem sozialen Projekt an einer Schule eingeladen, an dem es um das Thema kulturelle Vielfalt ging – so kamen die verschiedensten Künstlerinnen und Künstler zusammen. „Es ging darum, aus einer Gruppe völlig unterschiedlicher Menschen eine Einheit zu formen“, so der Profitänzer. „Ich war wirklich erstaunt, wie gut das funktionierte und wie so viele unterschiedliche Menschen plötzlich an einem Strang zogen.“ Dieses Erlebnis war es letztlich, das Patrick Decavele motivierte, sich auch weiterhin in derlei sozialen Projekten zu engagieren.
Sein Ziel war es, durch Tanz Zusammenhalt und Respekt zu stiften: Also entwickelte er ein Konzept, mit dem sich Tanztraining und Sozialtraining verbinden ließen, um damit in die Schulen zu gehen. „Leider kommt in den meisten Schulen die soziale Entwicklung deutlich zu kurz, dabei sind doch das Miteinander und soziale Interaktionen das, was uns Menschen am Ende ausmacht“, erzählt Patrick Decavele. „Meine Leidenschaft für den Tanz und ein harmonisches Miteinander habe ich mit ‚Wir bewegen Schule‘ gekoppelt. Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern schaffen wir es, eine Gemeinschaft in den Schulen zu etablieren, in der sich jeder wohlfühlt. Ganz egal, welcher Herkunft man ist, welche Religion man verfolgt oder wie man aussieht: Andersartigkeit muss nicht sein.“
Mit „Wir bewegen Schule“ möchte Patrick Decavele ein Ansprechpartner für Schulen sein, um eine respektvolle Schulgemeinschaft zu entwickeln. „Wir bewirken schon jetzt Großes und ich freue mich darauf, durch das Zusammenspiel aus Tanz und Sozialtrainings auch weiteren Schulen zu einem starken Zusammenhalt zu verhelfen“, so Patrick Decavele abschließend.
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Quelle: ots