Berlin (ots) –
Bericht der EU-Kommission zeigt das Potenzial offener Daten für positiven gesellschaftlichen Effekt, aber auch Herausforderungen bei der Wirkungsmessung
85 Prozent der EU-Mitgliedsstaaten wollen stärker messen, wie offene Datensätze mit hohem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wirkungspotenzial verwendet werden. Das zeigt die achte Ausgabe des Open Data Maturity Reports (https://www.capgemini.com/de-de/insights/research/open-data-maturity-report-2022/), die Capgemini heute veröffentlicht hat. Die Studie, die von Europäischen Kommission und dem Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union in Auftrag gegeben wurde, analysiert die Fortschritte europäischer Länder bei der Veröffentlichung und Weiterverwertung offener Daten. Zudem gibt sie einen Einblick in bewährte Verfahren sowie Empfehlungen, wie diese Entwicklungen beschleunigt werden können.
An der diesjährigen Studie nahmen 35 Länder teil, darunter die 27 EU-Mitgliedstaaten, 3 EFTA-Länder (Norwegen, Schweiz, Island), 4 Kandidatenländer (Albanien, Montenegro, Serbien, Ukraine) sowie Bosnien und Herzegowina.
Der durchschnittliche Reifegrad offener Daten liegt in den 27 EU-Mitgliedstaaten über alle vier gemessenen Dimensionen hinweg – Policy, Impact, Portal und Qualität – bei 79 Prozent. Deutschland liegt mit einer Bewertung von 82 Prozent leicht über dem europäischen Durchschnitt. Ähnlich wie in den Jahren 2021 und 2020 ist der Reifegrad auch in diesem Jahr im Bereich Policy am höchsten (Deutschland: 88 Prozent, EU-Durchschnitt: 86 Prozent). In dieser Kategorie werden die Open-Data-Richtlinien und -Strategien der Länder bewertet.
Der diesjährige Bericht identifiziert drei zentrale Open-Data-Trends in Europa:
1. Durch die Nutzung offener Daten und den Austausch von Erfahrungen könnten die europäischen Länder besser auf sozioökonomische Herausforderungen reagieren.
Die Verfügbarkeit offener Daten für die Entwicklung von Statistiken, Dashboards oder Warnanwendungen hat dazu beigetragen, dass sich die EU-Mitgliedstaaten von der Herausforderung der Pandemie erholen konnten. Neben den neuen sozioökonomischen Folgen des Kriegs in der Ukraine stehen viele europäische Länder von ähnlichen Herausforderungen: Mangelndes Personal und kaum finanzielle Mittel für die Weiterentwicklung von Open Data, Schwierigkeiten bei der Koordinierung zwischen verschiedenen Regierungsebenen, sowie geringe Anreize für eine breitere Öffentlichkeit offene Daten zu nutzen.
Ein grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch zwischen den europäischen Ländern könnte dazu beitragen aktuelle Herausforderungen zu lösen. Beispielweise können offene Daten dafür genutzt werden, den Energieverbrauch zu überwachen oder die Integration Geflüchteter aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt zu erleichtern.
2. Die Wirkung offener Daten zu messen ist eine Priorität für EU-Mitgliedstaaten, aber auch eine Herausforderung[1].
Der Report bescheinigt den europäischen Länder ein hohes strategisches Bewusstsein für Open Data. Es hat für sie hohe Priorität zu erfassen, wie offene Daten genutzt werden und welche Wertschöpfung daraus entsteht. Bei der Analyse, wie offene Daten weiterverwertet werden, sind die Länder bereits recht weit fortgeschritten (EU-Durchschnitt: 75 Prozent, ähnlich wie im vergangenen Jahr). Die Wirkung von Open-Data-Nutzung zu erfassen, insbesondere aus wirtschaftlicher Sicht, scheint für sie derzeit allerdings noch schwieriger zu sein.
3. Die EU-Mitgliedstaaten bereiten sich auf die Durchführungsverordnung über hochwertige Datensätze vor.
Obwohl die Verordnung[2] noch nicht veröffentlicht wurde, arbeiten 96 Prozent der EU-Mitgliedstaaten daran, Datenbereiche zu identifizieren, die eine hohe wirtschaftliche und gesellschaftliche Wirkung haben könnten und bei der Veröffentlichung offener Daten priorisiert werden sollten. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Statistik, Geodaten, Erdbeobachtung und Umwelt sowie für meteorologische Daten. 85 Prozent der EU-Mitgliedstaaten bereiten sich bereits darauf vor, den Wiederverwendungsgrad hochwertiger Datensätze zu überwachen und zu messen. Alle Länder beabsichtigen, diese Datensätze auf ihrem Portal zu bewerben, oder tun dies bereits. 63 Prozent bereiten sich darauf vor, die Interoperabilität mit verfügbaren Datensätzen aus anderen Ländern zu gewährleisten.
„Offene Daten so bereitzustellen, dass daraus ein positiver wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Effekt erzielt werden kann, ist in ganz Europa das höchste Ziel der Open-Data-Initiativen“, kommentiert Frank Jacobsen, Leiter Public Sector bei Capgemini in Deutschland. „Es ist bemerkenswert, welchen Fokus die meisten EU-Länder derzeit auf das Verständnis und die Wiederverwendung offener Daten legen, und wie sie sich aktiv auf das Monitoring hochwertiger Datensätze vorbereiten. Auch in Deutschland wurde mit dem gerade erneuerten Willen zur Gründung des Dateninstituts ein weiterer wichtiger Grundstein für mehr Open Data gelegt.“
Frankreich als „Trendsetter“ an der Spitze
Das nachstehende Diagramm[3] ordnet die Länder nach ihrem Reifegrad in vier Kategorien ein: „Beginner“, „Follower“, „Fast Tracker“ und „Trend Setter“. Ähnlich wie im Jahr 2021 führt Frankreich die Rangliste mit einem Reifegrad von 97 Prozent an. Daneben zählen die Ukraine, Polen, Irland, Zypern, Estland, Spanien und Italien zu den „Trendsettern“.
Die Mehrheit der an der Studie teilnehmenden Länder hat einen Reifegrad von mehr als 65 Prozent. In der Gruppe der „Fast Tracker“ sind die Unterschiede zwischen den Ländern gering, und liegen in einem Bereich von drei Prozentpunkten (88 bis 91 Prozent).
Über den Open Data Maturity Report
Data.europa.eu führt seit 2015 ein jährliches Benchmarking durch, das den europäischen Ländern eine Bewertung ihres Reifegrads liefert und ihre Fortschritte im Vergleich zum Vorjahr dokumentiert. Ziel ist es, die Länder bei der Entwicklung ihrer Open-Data-Initiativen zu unterstützen und ihnen die Möglichkeit zu geben voneinander zu lernen.
Weitere Informationen zu data.europa.eu und zu den Reports finden Sie hier:
– https://data.europa.eu/en/publications/open-data-maturity/2022
– https://ots.de/BtRlkD
Hinweise:
Für die Bewertung wird der Reifegrad anhand von vier Dimensionen offener Daten gemessen:
– Policy: Schwerpunkt auf der Politik und den Strategien der Länder für offene Daten;
– Impact: Untersuchung der Aktivitäten zur Überwachung und Messung der Wiederverwendung offener Daten und ihrer Auswirkungen;
– Portal: Bewertung der Portalfunktionen und -eigenschaften, die es den Nutzern ermöglichen, über das nationale Portal auf offene Daten zuzugreifen und die Interaktion innerhalb der Open-Data-Community zu unterstützen;
– Qualität: Der Schwerpunkt liegt auf Mechanismen, die die Qualität der (Meta-)Daten gewährleisten.
Im Jahr 2022 wurde die Methodik des Berichts überarbeitet: Alle vier Dimensionen wurden gestrafft, und die Wirkungsindikatoren wurden vollständig neu strukturiert. Die methodischen Aktualisierungen ermöglichen es, politische Änderungen im Zusammenhang mit der Richtlinie über offene Daten (https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/legislation-open-data) und der Umsetzung hochwertiger Datensätze besser zu berücksichtigen, Aspekte wie die Wiederverwendung und die Schaffung von Auswirkungen stärker zu integrieren und qualitativ hochwertige Daten zu gewährleisten.
Über data.europa.eu
Open Data bezieht sich auf Informationen, die von öffentlichen Stellen gesammelt, in der Regel erstellt oder bezahlt werden und von jedermann frei genutzt, geändert und weitergegeben werden können. Zu den Vorteilen offener Daten gehören eine größere Transparenz und Rechenschaftspflicht der Regierung sowie greifbare soziale und wirtschaftliche Vorteile für Bürger, Unternehmen und die Zivilgesellschaft.
Data.europa.eu ist das offizielle Portal für offene europäische Daten. Das Portal wurde im Frühjahr 2021 ins Leben gerufen und integriert das bereits bestehende Europäische Datenportal und das Portal der Europäischen Union für offene Daten in eine einzige, kohärente Kernkomponente der Dateninfrastruktur des öffentlichen Sektors, die von der Europäischen Union, ihren Organen und den Mitgliedstaaten eingerichtet wurde. Wie seine Vorgänger bietet data.europa.eu drei Hauptpfeiler:
– Zugang zu öffentlichen Datenressourcen in ganz Europa über die zentrale Anlaufstelle, das Portal selbst, das über 1 Million Datensätze aus 36 Ländern, 6 EU-Institutionen und 79 anderen EU-Einrichtungen und Agenturen bietet
– Unterstützung der EU-Institutionen und der Mitgliedstaaten durch die Einrichtung von Praxisgemeinschaften nationaler Betreiber von Open-Data-Portalen und -Politiken, Schulungen und Beratung zur Verbesserung, Aufrechterhaltung und Dokumentation von Datenveröffentlichungspraktiken
– Nachweis des sozioökonomischen Nutzens der Wiederverwendung öffentlicher Datenressourcen und verschiedene Anreize zur Förderung und Darstellung der Nutzung und Wertschöpfung.
Über Capgemini
Capgemini ist einer der weltweit führenden Partner für Unternehmen bei der Steuerung und Transformation ihres Geschäfts durch den Einsatz von Technologie. Die Gruppe ist jeden Tag durch ihren Purpose angetrieben, die Entfaltung des menschlichen Potenzials durch Technologie zu fördern – für eine integrative und nachhaltige Zukunft. Capgemini ist eine verantwortungsbewusste und diverse Organisation mit einem Team von über 350.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in mehr als 50 Ländern. Eine 55-jährige Unternehmensgeschichte und tiefgehendes Branchen-Know-how sind ausschlaggebend dafür, dass Kunden Capgemini das gesamte Spektrum ihrer Geschäftsanforderungen anvertrauen – von Strategie und Design bis hin zum Geschäftsbetrieb. Dabei setzt das Unternehmen auf die sich schnell weiterentwickelnden Innovationen in den Bereichen Cloud, Data, KI, Konnektivität, Software, Digital Engineering und Plattformen. Der Umsatz der Gruppe lag im Jahr 2021 bei 18 Milliarden Euro.
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[1] Im Jahr 2022 wurde die Methodik des Berichts überarbeitet: Alle vier Dimensionen wurden gestrafft und die Indikatoren für die Auswirkungen wurden neu strukturiert. Siehe „Hinweise“ am Ende dieser Meldung.
[2] Verordnung als Teil der Richtlinie (EU) 2019/1024 über offene Daten und die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors
[3] Erfasste Länder: Georgien (GE), Slowakei (SK), Malta (MT), Montenegro (ME), Belgien (BE), Ungarn (HU), Island (IS), Vereinigtes Königreich (UK), Schweiz (CH), Portugal (PT), Luxemburg (LU), Tschechien (CZ), Rumänien (RO), Lettland (LV), Bulgarien (BG), Griechenland (GR), Kroatien (HR), Schweden (SE), Finnland (FI), Deutschland (DE), Litauen (LT), Dänemark (DK), Norwegen (NO), Zypern (CY), Niederlande (NL), Slowenien (SI), Italien (IT), Österreich (AT), Ukraine (UA), Estland (EE), Polen (PL), Spanien (ES), Irland (IE) und Frankreich (FR).
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