Berlin (ots) –
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat die Einladung zu einem Jagdansitz mit dem Kabinettskollegen und Jungjäger Christian Lindner angenommen. Er wolle dem Finanzminister seine Sichtweise hinsichtlich der Jagd vermitteln.
In einem offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir weist die Tier- und Naturschutzorganisation Wildtierschutz Deutschland auf Themen hin, die Inhalt eines Austausches mit dem Finanzminister sein sollten, weil sie so von der breiten Gesellschaft nicht mehr getragen werden:
– Etwa die Hälfte der etwa sechs Millionen jährlich in Deutschland durch Hobbyjäger getöteten Tiere werde ohne Verwertung entsorgt. Es finde nicht einmal eine Evaluierung von Schaden und Nutzen dieser Zerstörung von Leben statt.
– Die vergnügungsorientierte, freiheitliche Jagd diene nicht dem Artenschutz. Seit Jahrzehnten würden jedes Jahr etwa 450.000 Füchse, 80.000 Dachse, 70.000 kleine Beutegreifer vom Mauswiesel bis zum Baummarder mit eben dieser Begründung getötet. Der Rückgang der Zielarten Feldhase und Rebhuhn werde dadurch nicht einmal aufgehalten – weder auf Landes- noch auf Bundesebene.
– Auch der Abschuss von zur Versorgung von Jungtieren erforderlichen Elterntieren wird thematisiert: Wildtierschutz Deutschland weist darauf hin, dass Fuchsfamilien durch vielerorts veranstaltete revierübergreifende Fuchsjagden im Januar und Februar – also kurz vor der Geburt der Fuchswelpen – mit dem Rüden ihren Hauptversorger verlieren. Hirschkälbern würden die zur Aufzucht erforderlichen Muttertiere im Rahmen von Bewegungsjagden im Winter, selbst noch im Januar weggeschossen. Bei Wildschweinen gebe es dahingehend schon lange keine Tabus mehr. So tragen renommierte Schweißhundführer vor, dass jedes zweite bei Erntejagden erlegte Wildschwein eine Mutter von Frischlingen ist.[1]
– Die Politik versuche der Öffentlichkeit weiszumachen, dass die Wald-vor-Wild-Ideologie – und die damit einhergehende Intention Bestände insbesondere von Rot- und Rehwild lokal nahezu auszuradieren – die einzige Möglichkeit sei, einen klimastabilen Wald zu schaffen, obwohl es sachlich betrachtet vor allen Dingen um die wirtschaftlichen Interessen von Landes- und Bundesforsten und der privaten Forstindustrie gehe. Studien[2] belegen, dass der Verbiss durch Rehe oder Hirsche hinsichtlich eines klimastabilen Waldes völlig überbewertet werde.
Das vollständige Schreiben und eine damit verbundene Aufforderung an den Bundesminister kann über diesen Link abgerufen werden: www.wildtierschutz-deutschland.de/oezdemir
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[1] Seeben Christian Arjes: „Die Würde des Tieres ist antastbar“ in Wildhüter St. Hubertus, Sonderheft „Denkschrift Jagd“ 2022
[2] z.B. Reimoser, Stock et al. 2022: Does Ungulate Herbivory Translate into Diversity of woody Plants?
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Über Wildtierschutz Deutschland e.V.:
Wildtierschutz Deutschlandwurde 2011 gegründet und setzt sich seitdem gegen tierquälerischeJagdmethoden ein und für eine Reduzierung der jagdbaren Arten auf dieTierarten, für die ein vernünftiger Grund zur Bejagung im Sinne desTierschutzgesetzes besteht. Außerdem engagiert sich der Verein fürdie Aufnahme, Versorgung und Auswilderung von in Not geratenenWildtieren.
Mitbegründer des aktionsbuendnis-fuchs.deMitglied der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrechte.V. (DJGT)
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